Meine zwei inneren Stimmen führen ein Streitgespräch:
Oh nein, in etwas mehr als 2 Monaten ist es so weit! Dann ist mein Leben zu Ende!
Was? Warum das denn??
Naja, dann bin ich 30!
Und was soll dann bitte anders sein als mit 29, 28 oder 25?
Hm, na dann bin ich 30! Die Twenties sind vorbei! Und ich habe nichts erreicht!
Ach, was heißt du hast nichts erreicht, das stimmt doch gar nicht! Du hast eine Ausbildung, einen super Mann, eine Familie hinter dir und eine schicke Mietwohnung hast du auch! Es fehlt dir doch eigentlich an nichts!
Hm, ja ich weiß, man darf nicht undankbar sein und das will ich doch auch gar nicht. Aber wenn ich mir anschaue, was ich mir für mein Leben vorgenommen habe, dann ist da einfach noch so viel ungelöst und unsicher. Es gibt ja auch Bereiche, wo ich überaus dankbar bin, weil sie viel besser sind, als ich das mir jemals erträumen hätte können.
Und warum bist du dann so unzufrieden?
Hm, sind wir das denn nicht immer? Wir wollen doch immer die Dinge, die wir nicht haben! Schau, als ich noch zur Schule ging, da dachte ich immer, mit spätestens 26 bist du verheiratet, das Studium hast du sowieso schon mit 24 fertig, also kannst du dich nach der Hochzeit auf die Gründung der eigenen Familie konzentrieren. Mit 28 wirst du dann ein Eigenheim samt schönem Garten für deine Lieben errichten können bzw schon viel dafür gespart haben um es langsam zu verwirklichen. und mit 30 wirst du dann wieder arbeiten und am Wochenende grandiose Grillfeste bei dir zu Hause veranstalten!
Hm, das klingt irgendwie nach ziemlich hohen Erwartungen, findest du nicht?
Naja, aber alle anderen schaffen das doch irgendwie auch! Ich habe einige Freunde, die das so oder noch besser hinbekommen haben!
Ach, das mit dem Vergleichen ist immer so eine Sache, das führt selten zu einem guten Resultat, weil es dich nur aufreibt! Aber jetzt sag mal, warum bist du denn so unzufrieden und warum genau fürchtest du dich jetzt vor dem großen Ereignis im Herbst? Es läuft doch eigentlich alles nach Plan, nur eben ein wenig langsamer, oder etwa nicht?
Nein! Das tut es leider absolut nicht! Beruflich hatte ich im letzten Jahr leider große Schwierigkeiten, ein Garten geschweige denn eigenes Haus sind meilenweit entfernt. Diese Konstellation macht es schwer, sich über Nachwuchs überhaupt vernünftig Gedanken zu machen!
Aber du hast tolle Menschen um dich!
Ja, ich darf mich nicht beschweren. Aber selbst in dem Bereich läuft es seit einiger Zeit eher holprig. Mir kommt auch vor, der 30er ist wie eine Art Zäsur. Man soll innehalten und einmal kräftig aussortieren. Schauen, wen oder was man auch ins nächste Lebensdrittel mitnehmen möchte. Mir kommt es einfach so vor - oder ich nehme es gerade jetzt in der Zeit vor diesem wichtigen Geburtstag so wahr, weil man viel intensiver darüber nachdenkt. Und da disqualifiziert sich dann der ein oder andre schon mal durch unpassendes Verhalten, vor allem wenn man plötzlich realisiert, dass er das auch davor schon häufig getan hat, ich das aber nie so deutlich wahrgenommen habe.
Hm, das kann ich schon gut nachvollziehen. Aber ist das nicht etwas hart?
Naja, ich beachte dabei natürlich schon, ob die Person gerade in einem Ausnahmezustand ist und ob sie in der Zeit davor immer für mich da war. Aber wenn mich jemand seit langer Zeit immer auf Distanz hält und keine Zeit für gelegentliche Treffen oder gar Telefonate hat, wenn die Initiative immer eher einseitig ist, dann ist das wohl oder übel ein Zeichen dafür, dass eine Beziehung nicht mehr länger künstlich am Leben gehalten werden sollte.
Hast du keine Angst, dadurch bald allein dazustehen?
Mit Menschen, die keine Zeit für mich haben, bin ich auch allein! Und meine Familie ist immer für mich da. Nein, ich habe mir vorgenommen, Freiraum zu schaffen, und einmal zu schauen, wen mir das Leben dann so in die Arme spielen wird.
Klingt nach einem entspannteren Plan! Gut, das war jetzt deine Umgebung. Aber mit deiner Ausbildung könntest du doch eigentlich zufrieden sein, da hast du viel erreicht. Auch beruflich geht es doch konstant weiter.
Ja sicher, meine Ziele waren da halt immer relativ hoch, da ist es schwer, entsprechen zu können. Vielleicht muss ich in dieser Hinsicht auch mehr an mir selbst arbeiten, die Latte nicht ganz so hoch legen und auch hier mehr darauf vertrauen, dass sich schon alles fügen wird.
Kannst du das?
Naja, eigentlich bleibt mir ja nichts anderes übrig, wenn ich nicht weiterhin gehetzt und unglücklich durch das Leben laufen will. Hm, ich glaub mir wird grad klar, dass generell sehr viel an meiner Einstellung zum Leben liegt...
Wie wahr, wie wahr!
Ja, aber man hört eben auch immer, dass man seine Ziele ehrgeizig verfolgen sollte um im Leben etwas zu erreichen.
Stellt sich die Frage, wann man wirklich etwas erreicht hat. Beziehungsweise, wie man "erreichen" definiert. Du kannst noch so viel geschafft haben, wenn du nicht zufrieden damit sein kannst, wirst du niemals deine Ziele erreichen!
Da hast du so recht! Mir fällt das halt immer noch sehr schwer. Und dabei geht es mir doch so gut. Ach, da gilt es noch viel Denkarbeit zu leisten vor dem Ereignis...
Vielleicht geht es euch auch oft so, wie meinen beiden Stimmen? Die eine will immer mehr, die andere - die gütige Vernunft - versucht die andre zu besänftigen.
Beide haben ihren Charme und auch ihre Notwendigkeit, weil sie uns einerseits zu Höchstleistungen motivieren, andererseits aber auch wieder auf den Boden zurückholen. Unsere Aufgabe ist es, keiner der beiden den Vorrang zu geben und sie ausgeglichen diskutieren zu lassen. Ja, das ist oft schwierig! Und wenn es uns schlecht geht noch viel schwieriger.
Ich fürchte mich vor meinem 30. Geburtstag, seit ich 29 bin. Seither kann ich an nichts anderes mehr denken als an diese magische Zahl und was ich mir nicht alles vorgenommen habe. Und habe fast aufgehört weiterzuleben um ja keinen weiteren Fehler zu machen. Dabei ist nichts anderes als ein weiterer Geburtstag in meinem jungen Erwachsenenleben. Und wenn ich recht drüber nachdenke, so möchte ich auch gar nicht wirklich jünger sein.
Diese Furcht - ja richtiggehend Angst - vor einem runden Wiegenfest kennen sicher viele. Nun sollte man innehalten, sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen, etwas daraus lernen und für die Zukunft vorzuplanen. Das ist schon eine Aufgabe! Oft auch keine leichte. Und daher ist es auch erlaubt deshalb mal eingeschüchtert, ängstlich oder sogar wütend und zornig zu sein. Wichtig ist, den beiden Stimmen gleichrangig Gehör zu schenken, sich auch die guten Dinge immer wieder vor Augen zu halten.
Ach ja, und vielleicht bringt genau dieser wichtige Tag ganz viele positive Überraschungen, naja vielleicht nicht gleich dieser Geburtstag aber die Zeit danach!?
Dann gilt es, offen zu sein und diese fröhlich bereit in Empfang zu nehmen!
Eines ist sicher, vor dem 40. und womöglich bereits vor dem 35. Geburtstag wird es uns ebenso ergehen, aber die Zeit dazwischen sollten wir mit Leben verbringen - und das lässt sich in entspannter, gütiger Manier bekanntlich einfacher gestalten als mit unerreichbaren weil viel zu ehrgeizigen Zielen. Und wer weiß, vielleicht spielen zum 31. Geburtstag schon Kinder (müssen ja nicht unbedingt die eigenen sein ;-)) im eigenen Sandkasten hinterm frisch gesetzten Kirschenbaum, während ich mich mit einer Tasse Aveda-Comforting-Tea entspannt auf die Terrasse setze, dem wunderschönen Sonnenuntergang hingebe... Und wenn dann noch die lange verloren geglaubte Freundin plötzlich anruft, dann freue ich mich noch viel mehr!
Eines ist sicher, ob mit oder ohne Kind, Haus, Topjob,... die richtige Einstellung bestimmt, ob wir glücklich sein dürfen!
Ihr seht, dieses Wiegenfest beschäftigt mich sehr und schon lange überlege ich darüber zu schreiben. Es kann natürlich sein, dass der ein oder andre unter euch damit absolut nichts anfangen kann - so sei es, es geht hier einzig und allein um meine Gedanken. Und wenn es jemandem unter euch hilft, umso besser!
Habt einen schönen Sonntag, meine Lieben! Seid gütig zu euch selbst!
eure Maxi
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